ABOL – Austrian Barcode of Life: eine Mission für Biodiversität in Österreich

18. April 2024
ABOL, Austrian Barcode of Life, heißt eine österreichweite Initiative, die sich seit 10 Jahren der Dokumentation der geschätzten 75.000 in Österreich lebenden Tier-, Pflanzen- und Pilzarten verschrieben hat.
In der Regel werden Arten aufgrund von Unterschieden äußerer Merkmale beschrieben und unterschieden. In den letzten Jahren wurde die Artbestimmung nach Aussehen durch einen innovativen Ansatz ergänzt, bei dem Unterschiede der DNA genutzt werden. Mit ABOL (Austrian Barcode of Life) gibt es eine Forschungsinitiative am Naturhistorischen Museum Wien, die als langfristiges Ziel die Erfassung aller Tier-, Pflanzen- und Pilz-Arten Österreichs mittels DNA-Barcoding hat.
Diese Initiative startet in die nächste Runde. Die Finanzierung der ABOL-Koordination durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung ist für weitere drei Jahre gesichert.
Angesichts des fortschreitenden Artensterbens haben die Erfassung der Arten und die Beobachtung von Veränderungen immer mehr an Bedeutung gewonnen und ABOL hat sich zu einer Drehscheibe für Biodiversitätsdaten in Österreich entwickelt.
Die Welt um uns herum besteht aus faszinierenden und komplexen Lebensräumen, in denen unzählige Arten miteinander interagieren, um das fragile Gleichgewicht der Natur zu bewahren. ABOL widmet sich dieser Vielfalt als Forschungsinitiative, die einen neuen Horizont für die Biodiversitätsforschung eröffnet.
Dr. Nikolaus Szucsich, der ABOL-Manager im NHM Wien, zeigt sich erfreut über die Verlängerung: „Eine effiziente Artbestimmung brauchen wir vor allem für Monitoring dringender denn je, und hier ist DNA-Barcoding unverzichtbar. Nur wenn Referenzdaten vorhanden sind, können wir die Arten bestimmen, sie fungieren wie ein digitales Bestimmungsbuch“.
 
ABOL hat zwei aufeinander aufbauende Ziele: Erstens den Aufbau einer Referenzdatenbank von DNA-Barcodes, die die Bestimmung aller in Österreich vorkommenden Tiere, Pflanzen und Pilze ermöglicht; und zweitens die Förderung und Entwicklung von Biodiversitätsforschung und Taxonomie generell und von DNA-Barcoding-Anwendungen im Speziellen.
 
Der Schlüssel hierzu ist DNA-Barcoding, eine Technologie, die die Identifizierung von Organismen anhand kurzer, standardisierter DNA-Sequenzen ermöglicht. Dieser innovative Ansatz vereinfacht die schnelle und genaue Bestimmung von Arten. Neben vielfältigen Einsatzbereichen, z. B. in Forschung, Naturschutz oder Land- und Forstwirtschaft tragen DNA-Barcoding-Projekte auch dazu bei, bisher unbekannte Arten zu entdecken und Veränderungen in der Verbreitung von Arten zu verfolgen.
 
Die Bedeutung dieser Initiative erstreckt sich weit über die Grenzen der Wissenschaft hinaus.
In Zeiten des rasanten Biodiversitätsverlustes spielt DNA-Barcoding eine entscheidende Rolle im Schutz und Monitoring unserer Umwelt. Durch die präzise Identifizierung von Arten können wir Veränderungen in Ökosystemen besser verstehen und rechtzeitig Maßnahmen ergreifen, um gefährdete Arten zu schützen.
 
Die ABOL-Initiative hat kürzlich zwei neue zukunftsweisende Projekte – finanziert durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität und Technologie – ins Leben gerufen:
 
Eines dieser Projekte ist „ABOL-RefDat“, das die Erweiterung der Referenzdatenbank durch die Erstellung von mindestens 5.000 DNA-Barcodes von über 1.500 heimischen Arten von Tieren, Pflanzen und Pilzen zum Ziel hat. Schwerpunkte liegen hierbei auf Bestäubern, Boden- und Wasserorganismen. Durch diese Erweiterung der Referenzdatenbank trägt „ABOL-RefDat“ maßgeblich zur Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie 2030 bei, indem möglichst viele Arten durch DNA-Barcoding bestimmt werden können.
Das zweite Projekt ist „GeMonA+“, das bereits „Genetisches Monitoring“ im Namen trägt und sich auf die Entwicklung eines effizienten Biodiversitätsmonitorings mittels molekulargenetischer Methoden konzentriert. Es umfasst ein automatisiertes Monitoring von Fluginsekten sowie die Identifizierung von Blüten- bzw. Pflanzenbesuchern über DNA-Spuren, die an den Pflanzen zurückgelassen werden. Die Artbestimmungen erfolgen dabei jeweils durch den Vergleich mit der Referenzdatenbank. Dr. Nikolaus Szucsich ergänzt: „Ziel von „GeMonA+“ ist es, Veränderungen in der Vielfalt möglichst schnell erfassen zu können, damit wir schneller darauf reagieren können.“
 
Bei Forschung mitmachen & Arten dokumentieren
 
Die ABOL-Initaitive am NHM Wien organisiert heuer zum 3. Mal die City Nature Challenge (CNC) und beteiligt sich an einem freundschaftlichen Wettstreit zwischen Städten bzw. Gebieten die gegeneinander antreten. Vom 26. bis 29. April 2024 heißt es für alle an Natur interessierten Menschen: Hinaus ins Grüne mit dem Smartphone im Gepäck, um den Artenreichtum zu dokumentieren!  Ziel ist es, so viele wildlebende Tiere, Pflanzen und Pilze wie möglich zu beobachten und zu dokumentieren sowie die Artenvielfalt zu erforschen und den gemeinsamen und individuellen Kenntnisstand der Biodiversität zu steigern.
 
Die City Nature Challenge wird über die Plattform www.inaturalist.org ausgetragen. Folgende 13 Städte und Regionen aus allen neun Bundesländern in Österreich machen heuer mit: Amstetten – Waidhofen/Ybbs, Elsbeere Wienerwald, Graz bis Naturpark Südsteiermark, Industrieviertel, Innsbruck, Klagenfurt, Krems – Wachau – Melk, Nationalparkregion Gesäuse, Neusiedler See/Seewinkel, Salzburg (observation.org), St. Pölten, Vorarlberg (inaturalist & observation.org) und Wien
 
Dr. Elisabeth Haring, die ABOL-Projektleiterin am NHM Wien, betont: „ABOL setzt somit nicht nur Meilensteine in der Biodiversitätsforschung, sondern fungiert auch als entscheidendes Instrument im weltweiten Streben unsere Ökosysteme funktionsfähig zu halten. Und mit der Citizen Science-Schiene möchten wir Bürgerinnen und Bürger gewinnen, die Forschung mit Daten zu unterstützen und so einen wichtigen Beitrag für Wissenschaft und Artenschutz zu leisten“.
 
Links:
https://www.abol.ac.at/
https://www.citynaturechallenge.at/
https://www.inaturalist.org/
 
Pressematerial:
https://www.nhm-wien.ac.at/presse/pressemitteilungen2024/abolverlängerung
 
 
Wissenschaftlicher Rückfragehinweis:
Dr. Nikolaus Szucsich
ABOL-Manager, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/nikolaus_szucsich
Tel.: + 43 (1) 523 7302 - 135 | nikolaus.szucsich@nhm-wien.ac.at
 
Allgemeiner Rückfragehinweis:
Mag. Irina Kubadinow
Leitung Presseabteilung, Pressesprecherin, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/irina_kubadinow
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 410 | irina.kubadinow@nhm-wien.ac.at

Mag. Nikolett Kertész-Schenk, Bakk. BA MAS
Presseabteilung, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/nikolett_kertesz
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 626 | nikolett.kertesz@nhm-wien.ac.at
Laborarbeit
© NHM Wien, K. Kracher
Artenreiche Blumenwiese in Weißbach, Salzburg
© NHM Wien, M. Sonnleitner
Blütenbesucher auf einer Blütendolde
© NHM Wien, M. Sonnleitner
Laborarbeit
© NHM Wien, K. Kracher
  
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